Die Todeszelle. Es ist der Tag der Hinrichtung. Doch Sokrates (470?—399) geht es gut. Er empfängt seine Freunde zu einem letzten Gespräch. Sie können nicht verstehen: woher diese Zuversicht? Wie kann er sich der Unsterblichkeit seiner Seele so sicher sein?
Moses Mendelssohn (1729—1786), jüdischer Gelehrter und Philosoph der Aufklärung übersetzte den Stoff vom Ende des Sokrates auf einzigartige Weise. In seiner Interpretation wandelt sich der Text zu einem Ringen um den Sinn und die Bestimmung unseres Lebens.
Denn kaum ein anderer der Dialoge, die Platon (427?—347?) verfasste, hat durch die Jahrhunderte so viel Aufmerksamkeit erfahren wie dieser. Und keiner ist so anrührend, so sehr dem Theater nah: wir übertragen »Phädon. Oder über die Unsterblichkeit der Seele« auf die Bühne, als eine wirkliche Begegnung zwischen Kunst und Denken.
Mit:
Georg Stephan, Bühnenkünstler
beratend: Prof. Daniel Krochmalnik, Mendelssohn-Herausgeber und Experte für jüdische Geistesgeschichte
anlässlich der Premiere: Akademiepräsident und Experte für die Religionen des antiken Griechenlands Prof. Christoph Markschies
und weiteren Beteiligten
In Kooperation mit:
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Dank an Dr. Ann-Christin Bolay
Jüdische Gemeinde zu Berlin
Dank an Hendrik Kosche und Judith Kessler
Stiftung Neue Synagoge Berlin, Centrum Judaicum
Dank an Dr. Anja Siegemund und Jana Blechschmidt
Titel-Foto: Judith Johns
Im Format Theater und Wissenschaft bringen wir Schlüsseltexte wissenschaftlicher Autor:innen zu ihrer Bühnen-Erstaufführung. Spartenübergreifend arbeitend, übersetzen wir das geschriebene Wort mit seinen künstlerischen und wissenschaftlichen Lesarten in die verschiedenen Bühnensprachen. Es entstehen Theaterereignisse an der Schnittstelle zur Wissenschaftskommunikation.
Inspiriert von einer selten gesehenen, doch wichtigen Quelle europäischer Kultur, der jüdischen, setzen wir bei den Werken jüdischer Geistesgrößen an und erkunden ihre Bedeutung heute.
Die letzten Jahre der Weimarer Republik, kurz vor ihrer Flucht aus Deutschland 1933, arbeitet die junge Hannah Arendt (1906—1975) an einem Text, in dem sie erstmals als politische Philosophin sichtbar wird. Ihr Thema: Judentum und Öffentlichkeit. Ihr Gegenüber: Rahel (1771—1833), geborene Levin, später verheiratete Varnhagen, für sich selbst „zeitlebens Rahel und sonst nichts“. Für Arendt „my best friend, unfortunately dead a hundred years now".
In Kooperation mit:
Freie Universität Berlin,
Hannah-Arend-Forschungsstelle
Jüdische Gemeinde zu Berlin
Stiftung Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum
Staatsbibliothke zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Aufführungsrechte:
The Hannah Arendt Bluecher Literary Trust, New York
Uraufführung:
28.05.2024, Staatsbibliothek zu Berlin, Wilhelm-von-Humboldt-Saal
Was ist ein wahrhafter Dialog? Ein Dialog, bei dem nicht nur aufeinander ein und aneinander vorbei geredet wird? Der Religionsphilosoph Martin Buber (1878—1975) formulierte Antworten, die aufhorchen lassen und bewegen.
»Das Dialogische Prinzip«, seine Schriften zur Dialogphilosophie, erscheinen im interreligiösen Kontext - einer Kooperation der katholischen Guardini Stiftung, der evangelischen Stiftung St. Matthäus und der jüdischen Stiftung Neue Synagoge Berlin (Centrum Judaicum) - als ein Werk auf der Bühne, dessen Kernaussage zwischen den Zeilen zu finden ist.
Ehe wir uns den Naturwissenschaften in Person jüdischer Physiker wie Bohr oder Einstein zuwenden, setzen wir die mit Arendt und Varnhagen begonnene Zeitreise noch fort, ein Jahrhundert weiter: ins achtzehnte. Und von dort aus mit einem Sprung in die ferne Vergangenheit.
Der jüdische Aufklärer Moses Mendelssohn (1729-1786) wirft Licht auf das Ende des Sokrates, wie es von Platon geschildert wurde. In eigener Übertragung und Bearbeitung des antiken Vorbilds - »Phädon. Oder über die Unsterblichkeit der Seele« - schält Mendelssohn die Frage nach dem Sinn unseres Lebens heraus...
Echekrates. Warst du selbst, mein Phädon, denselben Tag beim Sokrates, als er im Kerker das Gift zu sich nahm: oder hat es dir jemand erzählt?
Phädon. Ich selbst, Echekrates, war da.